Meine beste Freundin hatte nach ihrer frühen Flucht aus der DDR ihre gesamte Familie verloren. Nach der Wende besuchten wir gemeinsam alle Mitglieder. Die Freude und die Gastfreundschaft überwältigten mich.
Ganz besonders an die Cousine und ihren Mann verlor ich mein Herz – welch offenes, unterhaltsames und gebildetes Paar – wie schön waren unsere gemeinsamen Abende!
Eines Tages zog mich der Mann beiseite. Er vertraute mir und erzählte von seiner DDR-Vergangenheit: Er war ein ziemlich hoher Geheimnisträger bei der Stasi, hatte Informationen gesammelt und weiter getragen, sogar Menschen ins Gefängnis gebracht. Ich war entsetzt, weil ich die Ausflüchte, warum er das getan hatte, nicht verstehen konnte und brach die Freundschaft ab.
Allmählich dauerte mich der spontane Bruch und ich nahm, zusammen mit meiner Freundin, wieder Kontakt auf. Rechtzeitig, wie es sich bald heraus stellte, denn er war schwer erkrankt. Ich konnte Frieden mit ihm schließen ungeachtet der Vergehen, derer er sich schuldig gemacht hatte und bin sehr froh darüber.
Vom Unrechtsstaat Betroffene können mein Einlenken sicher nicht verstehen. Ich habe damals einen sehr wichtigen Freund verloren.