Die Qualle und das Affenmädchen

Ein Makakenmädchen lief zum Meer, um Früchte zu salzen. Am Strand lag stöhnend eine Qualle. „Warum jammerst du?“ fragte das Affenkind. „Siehst du nicht, wie ich leide? Meine Tentakeln sind verklebt, ich kann keine Nahrung mehr aufnehmen und bin entkräftet, meine Freunde sind bereits verhungert“. „Warte“, erwiderte die Äffin, „ich gebe dir gern von meinen Früchten, aber zuerst muss ich sie salzen“. „Hüte dich! Du wirst sie vergiften!“, rief die Qualle. „Vergiften? Wir brauchen das Salz zum Leben und holen es uns seit Generationen aus dem Meer, uns geht es gut“. „Nicht mehr lange. Von den weißen Türmen dort fließt Gift ins Meer und wird nicht nur die Meeresbewohner vernichten“. „Ich habe gelernt, die Früchte zu salzen,“ trotzte das Affenkind. „Deine Ahnen waren weise, doch sie kannten die weißen Türme nicht. Erzähle deinen Brüdern und Schwestern vom Tod im Meer. Ermutige sie, ihr falsches Verhalten abzulegen und die Lehren der Ahnen zu vergessen“. Dies waren die letzten Worte der Qualle. Das Makakenmädchen zögerte: „Warum soll falsch sein, was immer richtig war?“ und tauchte die Früchte ins Meer.

© 21.01.2018