Sitzt im Erker auf einem Kinderstühlchen, bewegungslos, klein, gebeugt, einsam; schwarzes Kopftuch, alt. Sie schaut mit leeren Augen in den Garten. Ihre Lippen bewegen sich, die Hände liegen geöffnet auf ihren Knien. Sie geht, wenn der Tag sich neigt, in einen kleinen Raum, den sie mit drei Frauen teilt. Sie schweigt, setzt sich auf das schmale Bett, schaut in den Garten. Sie, die Alte, hat überlebt. Sie denkt an den Mann - enthauptet vor ihren Augen. Sie denkt an die Tochter - vergewaltigt, verschleppt; an den Schwiegersohn - erschossen. Sie denkt an den kleinsten Enkel - verhungert - an den älteren in Gefangenschaft. Sie, die Alte, hat überlebt. Sie durchlebt die Flucht immer wieder. Der Nachbar nimmt sie mit. Sie läuft, rennt, schreit, betet, hungert und dürstet, sieht die Schwachen am Wegesrand; den Nachbarn lässt sie zurück. Sie, die Alte, hat überlebt. Sie erreicht das gelobte Land. Die Menschen freuen sich nicht, zünden die Notunterkünfte an, entwickeln Wut und Ängste. Sie, die Alte, hat überlebt. Sie ist klein, gebeugt, einsam und trägt ein Kopftuch. Sie versteht unsere Sprache nicht, ist mittellos, alt und ohne Zukunft. Sie, die Alte, hat überlebt.