Der Nestbeschmutzer Gedenken an Thomas Bernhard (1931 - 1989)
Ein Kind, verstoßen, weil unehelich, durchlebt in Salzburg die Schrecken des Kriegs, die schlaflosen Nächte, allein in düsteren Stollen der Stadt.
Die Prägung, Ursache all seines Leids, sie formt sein künftiges, freudloses Sein und zwingt es zur Flucht in den Zorn, zum Ekel vor braunem Geschmeiß.
Die Jugend, Zeit der Entfremdung und Qual, verhasstes Dasein zu flüchten. Der Wunsch nach Einsamkeit, Isolation vom Abscheu, vom Übel, der Wut.
Die Lungen, Atem, versagen den Dienst; erkämpft sein Leben im Sterberaum neu. Genas, doch die Krankheit betrügt, nimmt Lebensmut, Willen und Kraft.
Sein Leiden wächst. Er bereichert die Kunst durch unvergleichliche Monotonie im Schachtelsatz voller Magie, mit Häme, Verzweiflung und Angst.
Entsetzt erkennt er sich neuernde Brut, bekämpft sie mutig, doch wird er verkannt als Autor, der Salzburg beschmutzt, die Heimat in Misskredit bringt.
Er schreibt gegen Stumpfsinn, vernichtet, verstört, und deckt Erbärmlichkeit schonungslos auf im Zorn und mit bittrem Humor - ein Meister des sprachlichen Schmäh.
Traumatisch fast, von erschreckender Kraft, in Sätzen grimmiger Eindringlichkeit, die Sprache als pure Gewalt, verächtlich, besessen und stur.
Präzise, rücksichtslos schildert er Hass als indirekten Ersatz für den Mord in höchst übertriebener Wucht. Es gibt kein vergleichbares Werk.