Ich hätte so gerne mein ICH wieder her, es ging mir vor Tagen verloren. Mich plagen die Sorgen, mein Leben ist leer, ich fühl mich wie niemals geboren. Ich suche rundum und die Angst macht mich krank bei Mond- und genauso bei Sonnenaufgang. Drum leb ich nicht wirklich, fast wie unter Zwang, und scheine im Nichtsein verschwunden. Ich habe mein ICH nicht gefunden.
Besuche den Fachmann für dieses Malheur, den Evolutionspsychologen. Der fragt viele Dinge und führt ein Verhör – ich hab ihn dabei nicht belogen. Er antwortet klug über Interaktion, die Wider-die-eigne-Intressen-Funktion, Bewusstsein und Klarsicht und Disposition ….. Mag er was er will doch bekunden, ich habe mein ICH nicht gefunden.
Der Hirnforscher sagt mir, es wäre nur Trick, denn unfrei sei nämlich mein Willen. Es machten die Ganglien lediglich Klick, das liefe im Kopf und im Stillen. Wir folgten beständig der fixen Idee, entdeckten nur schwerlich den faktischen Dreh! Es gäbe kein ICH, dies sei endlich passé! Er spricht zu mir etliche Stunden ….. Ich habe mein ICH nicht gefunden.
Der Wahrnehmungsforscher verleugnet das ICH, viel wichtiger seien die Sinnen. Der Körper verbinde sie sämtlich für mich, er trüge das Außen nach innen. Das ICH sei nicht wichtig, es sei konstruiert, würd fälschlicherweise nur objektiviert, die Sinneswahrnehmung wär fest integriert, erklärt er ausführlich, gewunden ….. Ich habe mein ICH nicht gefunden.
Das ICH sei ein Vorgang, kein greifbares Ding, so lehrt uns die ‚Liebe zur Weisheit‘. Der Nutzen des Ganzen im Grunde gering, es gäbe kein ICH, nur die Freiheit. Das ICH wäre lediglich Paradoxie, denn Recht habe einzig die Philosophie, sie richte sich strikt nach der Morphologie, hätt Nichtsein und Sein überwunden ….. Ich habe mein ICH nicht gefunden.
Mein Hausarzt denkt nach und läuft eilig herum, meint „Gehen sie öfter spazieren“; der Hippie lacht müde und hält mich für dumm, „Musst öfter mal Hasch inhalieren“. Nun bin ich mit Wissen erheblich gespickt, doch scheint mir die Sache besonders verzwickt, steh wieder am Anfang, entsetzlich geknickt. Wie komme ich über die Runden? Ich habe mein ICH nicht gefunden.
Werd rücksichtslos auf mein Hirn reduziert. Wo sitzen Bewusstsein, Talente? Wo steckt jener Stoff, der mich qualifiziert, sinds einzig Laborsedimente? Betrete ich täglich den luftleeren Raum? Sind menschliche Bindungen flüchtiger Traum? Die Liebe am Ende vergänglich wie Schaum? Wer hat diesen Alptraum erfunden? Ich habe mein ICH nicht gefunden.
Die Wissenschaft scheint nicht der richtige Ort Bewusstsein und ICH zu verbinden. Verbirgt sich die Lösung im göttlichen Wort, ist darin der Schlüssel zu finden? Vielleicht gibt mir Jahwe Verlornes zurück, bringt Allah Erlösung, Erleichterung, Glück, und Jesus vom Himmel ein winziges Stück? Ich fühle mich keinem verbunden. Ich habe mein ICH nicht gefunden.
Erneut muss ich suchen und nehme mir Zeit, ich werd sie mit anderen teilen. Sie ist zwar nicht greifbar, doch immer bereit, läd ein, dort und hier zu verweilen. Im Einklang zu leben mit Mensch und Natur, den Nächsten zu ehren, Erziehung, Kultur, Erkenntnis und Wissen sind beste Mixtur. Vertrauensvoll werd ich gesunden, ich habe mein ICH heut gefunden.