Der Läuterungsberg II

Kegelförmig ragt der Berg aus der düsteren Steppe,
Pfade umschlingen ihn, führen zum leuchtenden Kamm.
Menschen klimmen empor, gebeugt von der Last ihrer Sünden,
büßen in tiefer Not quälende, schreckliche Pein.

Sünder des Stolzes erleiden die Schande jammernd und klagend
schleppen Stein um Stein, senken verzweifelt den Blick.
Niedergedrückt erfahren sie die Macht ihres Gottes,
Milde erbitten sie, inneres Leuchten, Vergebung .

Sünder des Neides erdulden vernähten Auges die Strafe,
tragen schwarzes Gewand; Dunkel beherrscht ihr Gemüt.
Sollen nimmer mehr scheiden Seele, den Leib und die Güte
bis sie erkennen den Wert göttlicher Liebe und Gunst.

Sünder des Zornes verbüßen ihr Wüten mit tiefem Erblinden.
Grimm verfälscht ihre Sicht, trotzende Seelen sind kalt.
Kniend im beißenden Rauch erlernen sie, deutlich zu sehen,
Wut zu beherrschen und Zorn, Urteil zu fällen gerecht.

Sünder der Trägheit und mangelnder Hingabe büßen die Sünde
eilend in wilder Hast. Dulden den beißenden Spott
Nächster und Gerechter in rastloser Reue und Buße,
Läuterung allein bringt ihnen Sühne vor Gott.

Sünder der Habsucht sühnen ihre verheerende Schuld
liegend im stinkenden Schmutz. Gier nach dem weltlichen Gut,
Abkehr von göttlicher Gnade verbüßen sie ohne Begehren
kriechend, gebeugt das Haupt, harren ergeben der Gunst.

Sünder des Maßlosen büßen, indem sie Enthaltsamkeit üben.
Jegliche Speisen und Trank birgt ein Gerechter gestreng.
Jetzt gilt es, enge Grenzen zu setzen, dem Nächsten zu geben,
Demut zu zeigen dem Gott, Reue zu üben und Furcht.

Sünder der Wollust erleiden die schlimmsten erdenklichen Qualen:
Brennen und werden rein. Wallende Wände der Glut
bringen Abkehr von wildem Verlangen und himmlische Gnade,
führen ins leuchtende Reich ehrlicher Liebe und Lust.

Stufe um Stufe durchleiden die Reuigen Folgen der Sünden,
klimmen in tiefstem Leid Pfade der Buße empor.
Demütig suchen sie ewige Reinheit und göttliche Gnade,
finden den höchsten Grat diesseits und jenseits von Eden.

© 05.02.2016