HerbstzeitlosAch ja, es hatte Spaß gemacht,wie rasch verging die letzte Nacht.Nun saß sie schmunzelnd am Kamin,im Schoß den Kater Balduin.Wie dumm war doch der Polizist,stets freundlich, ohne Hinterlist,befragte er sie ziemlich lang –er war halt niedrig noch im Rang.Erforschte jeden Raum im Haus,fand selbstverständlich nichts heraus,beendete sein Protokoll,verbeugte sich sehr würdevoll.Den Garten schaute er nicht an,die Blumen nicht, den dichten Tann,entdeckte nicht im dunklen Moosdas Pflänzchen namens Herbstzeitlos.Sie pflegte es mit Herz und Lieb,ein jedes Blättchen, jeden Trieb.Zur Herbstzeit zärtlich kultiviert,in ihrer Küche destilliert,erzeugte sie ein Elixier,letal für Menschen wie auch Tier.Dem Sherry heimlich beigemengt,mit Herzenswärme eingeschenkt,verhalf sie gütig und sehr gernden stillen und verlassnen Herrnins hoch gelobte Himmelreich,doch kam das Ende nicht sogleich:Erst rast das Herz, dann krampft der Darm,der ganze Körper schlägt Alarm,der Kreislauf macht bald nicht mehr mit,manch alter Herr erheblich litt -am Ende tut es nämlich weh.War sie nicht eine gute Fee,die liebevoll, wie Gott befiehlt,in letzten Stunden Händchen hielt?Die nächste Ernte stand bevor,ein netter Mieter vor dem Tor,sehr einsam und schon leicht gebückt,sie lud ihn ein, er war entzückt.Versorgte lächelnd ihn mit Tee,dem Sherry, feinstem Pralineeund freute sich auf ihren Kick –er übersah den Kennerblick ...